Nach fast drei Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit hat das Westphalia DataLab ein Interview mit Felix Fiege, Vorstandsvorsitzender der FIEGE Gruppe, geführt. FIEGE Logistik ist neben Prof. Dr. Reiner Kurzhals und Cornelius Brosche Mitbegründer und Seed Investor des Westphalia DataLabs. Das Westphalia DataLab befindet sich mittlerweile in der Series-A Finanzierungsphase. Brandaktuell ist REMONDIS, einer der Weltmarktführer in den Zukunftsmärkten Wasserwirtschaft und Recylcing, als Investor beim Westphalia Datalab eingestiegen.
Hallo Felix. Schön, dass du trotz deines vollen Terminkalenders als Vorstandsvorsitzender der FIEGE Gruppe die Zeit gefunden hast, uns als Interview Partner zum Auftakt unseres neuen Newsletters zur Verfügung zu stehen. Ich würde vorschlagen, wir starten auch direkt mit unserer ersten Frage.
Ja, sehr gern.
Wie wichtig ist für euch, also das Unternehmen FIEGE, eigentlich das Thema Data Science?
In unserer Branche, der Kontraktlogistik, erheben wir tagtäglich riesige Mengen an Daten. Dies nutzbar zu machen, durch Data Science ist ein Riesengewinn für uns und unsere Kunden. Insofern hat das Thema für uns eine enorme Bedeutung. Wir sehen eine Menge Potenzial darin Data Science Lösungen in unsere Prozesse und Dienstleistungen zu integrieren, um erstens effizienter, genauer und flexibler zu werden und um zweitens unser Angebot und unsere Module für unsere Kunden zu erweitern und am Markt zu platzieren.
Insgesamt glaube ich, dass das Thema noch ganz stark im Kommen ist und in Zukunft noch viele andere Unternehmen dazu übergehen werden, Data Science und damit assoziierte Technologien standardmäßig in ihre Prozesse mit einzubinden. Die zunehmende Digitalisierung in vielen Branchen schafft gerade wichtige Grundvoraussetzungen dafür.
Data Science ist also ein sehr wichtiges Thema für FIEGE Logistik. Denkst du, dass man das Thema Künstliche Intelligenz und Data Science selbst verstehen muss, um es im eigenen Unternehmen zu etablieren?
Ich denke, man sollte verstehen, was Data Science für Möglichkeiten bieten kann. Da schadet ein Grundverständnis von Statistik und was man mit Daten machen kann natürlich nicht. Selbst Data Scientist zu sein oder Data Science im Einzelnen zu verstehen, muss man in meinen Augen dafür aber nicht. Gleichzeitig gibt es einen Engpass auf dem Markt. Es gibt in vielen Fällen einfach nicht genügend ausgebildete Data Scientisten und mit traditionellen Systemen und Technologien stößt man, was das Thema Daten Nutzung angeht, irgendwann an seine Grenzen.
Das hat das Westphalia DataLab sehr gut erkannt und entsprechend einen besonders spannenden Ansatz gewählt: Data-Science-Technologien anzubieten, die über eine einfache Bedienbarkeit und eine gezielte Nutzerführung, das entsprechende Experten-Know-how für jedermann verfügbar macht. Unternehmen müssen so keine Data-Science-Expertise aufweisen, um davon profitieren zu können.
Ein Punkt, der dich am Westphalia DataLab überzeugt hat, ist also Data Science für jeden verfügbar und nutzbar zu machen. War das der Hauptbeweggrund, warum die FIEGE Logistik in das Westphalia DataLab investiert hat?
Ja, einer der Hauptgründe auf jeden Fall. Aber es gibt noch andere wichtige Beweggründe. Einer davon ist z.B. das Team des WDL, das uns von Anfang an überzeugt hat. Da waren wir uns sicher: „Die schaffen, was sie sich vornehmen!“. Ein weiterer Punkt ist das Potenzial, was wir für uns in der Logistik, aber besonders auch branchenübergreifend gesehen haben. Es gibt also genügend gute Gründe, warum man in das Westphalia DataLab investieren sollte.
Wie du selbst betonst, sind Daten und deren Nutzung die Zukunft jedes Unternehmens. Nun ist 2020 bedingt durch die Corona Krise ja ein sehr herausforderndes Jahr für viele Unternehmen mit Blick auf die wirtschaftliche Lage. Denkst du, dass die Wichtigkeit von Daten sich dadurch noch einmal verändert hat, bzw. wie denkst du wird sich das in nächster Zeit entwickeln?
Das Thema Digitalisierung, sowie die Verfügbarkeit und Nutzung von Data, ist ein höchstrelevantes Thema, über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg. Ich glaube aber schon, dass die Corona-Phase und die damit verbundenen Einschränkungen, die wir hatten und haben, den Prozess stark beschleunigen. Hier denke ich an Stichwörter wie, „remote arbeiten“, „Daten digital und transparent verfügbar machen“ „auf verschiedene Systeme remote zugreifen können“, usw. Das sind alles Dinge, die in den letzten Monaten noch mal stark an Relevanz gewonnen haben und die Grundlage bilden, um Datenanalyse und Data Science anwenden zu können. Eine andere und spannende Entwicklung ist der Effekt auf B2C-Geschäftsmodelle. Besonders das E-Commerce-Geschäft hat enorm profitiert von der Krise. Hier sehen wir extreme Wachstumsraten. Es ist davon auszugehen, dass das E-Commerce-Geschäft auch nach der Corona-Pandemie auf einem höheren Niveau verbleiben wird. Das Online-Geschäft ist heute schon viel affiner für die Nutzung von Daten, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette generiert werden. Entsprechend werden diese in B2C-Kanälen schon deutlich öfter genutzt als in traditionellen Kanälen. Das bedeutet aber nicht, dass es im B2B-Geschäft nicht sinnvoll wäre auf Data Science zu setzen, im Gegenteil. Auch hier gibt es viele Ansatzpunkte, die eigenen Prozesse schnell zu verbessern.
Gibt es denn bei FIEGE spezifische Unternehmensbereiche, bei denen die Nutzung von Daten besonders im Fokus stehen oder ist das Thema übergreifend relevant?
Ich denke, die bessere Nutzung von Daten wird in allen Unternehmensbereichen künftig eine wichtige Rolle spielen. Aktuell gibt es zwei erfolgreiche Beispiele in unserem Kerngeschäft. Zum einen ist das eine Verbesserung des Forecastings – eine der großen Herausforderungen in der Kontraktlogistik, denn auf diese Prognosen stützt sich die Personalplanung.
Für uns ist ein auf optimiertes Forecasting ein riesen Hebel: je besser wir nach vorne schauen können, desto besser können wir planen und desto effizienter können wir arbeiten. Hier konnten wir in Zusammenarbeit mit dem Westphalia DataLab bereits sehr schöne Erfolge erzielen. Mittlerweile sind dort automatisierte und KI-basierte Forecasting-Lösungen im Einsatz, die historische Daten mit externen Datenquellen vereinen, um so präzisere Forecasts zu generieren.
Auch beim Thema Transport und hier speziell beim Routing haben wir bereits durch Data Science profitiert.
Hier hat das Westphalia DataLab z.B. ein KI-basiertes Routing Tool entwickelt, dass die Milkrun-Konzepte täglich in Echtzeit für uns optimiert. So kann die Effizienz im Transport, die Entfernung, die Stop-Dichte und auch die Vorhersage wann, welche Lieferung genau ankommt, optimiert werden. Gleichzeitig wird so eine höhere Transparenz bei unseren Kunden geschaffen. Das Tool funktioniert ausgesprochen gut und wir erzielen deutlich bessere Ergebnisse als zuvor.
Die Lösungen des WDLs verschaffen euch also deutliche Vorteile. Gibt es einen weiteren inhaltlichen Mehrwert, der sich durch die Investition seitens FIEGE in das Westphalia DataLab herausgestellt hat?
Durch die enge Zusammenarbeit mit einem Start-up haben wir als Organisation unheimlich viel gelernt – bereichs- und standortübergreifend.
Um einzelne Projekte in der Praxis umsetzen zu können, mussten unsere Teams an den einzelnen Standorten mit einbezogen und von dem Mehrwert von Data Science und KI-basierten Softwarelösungen überzeugt werden. Kaum war das Projekt in einer Business Unit erfolgreich implementiert und es stellten sich die ersten guten Ergebnisse ein, war das Interesse weiterer Kollegen geweckt. So sind immer neue Projekte entstanden, getrieben durch unterschiedliche Teams. Aktuell sind wir z.B. inmitten eines größeren Digitalisierungsprojekt, wo alle operativen Daten aus verschiedensten Systemen bereitgestellt werden für eine vielfältige Nutzung – sozusagen ein DataLake.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir durch das Westphalia DataLab wirklich viel über Data Science und dessen Anwendung gelernt haben. Das ganze Thema Digitalisierung hat intern noch einmal einen weiteren Schub bekommen.
Nun mal eine ganz generelle Frage über das Westphalia DataLab an FIEGE als Investor: Was sind abgesehen von dem Data-Science-Know-how Dinge, die euch am Westphalia DataLab begeistern?
Ich denke, einer der spannendsten Aspekte ist so eine dynamische Entwicklung und Wachstumsrate wie beim Westphalia DataLab mitbegleiten und miterleben zu können. Sowas funktioniert einfach am besten in einem eigenständigen Start-up mit einer eigenen Identität und Vision. Da müssen gewisse Freiheiten bestehen. Und so einen Weg hätten wir im eigenen Unternehmen, selbst wenn wir es gewollt hätten, auf keinen Fall in so einer Geschwindigkeit hinbekommen.
Habt ihr denn auch noch in weitere Start-ups investiert und wenn ja in welchen Bereichen sind diese angesiedelt? Welche Themenfelder seht ihr entsprechend im Kommen?
Ja, wir haben auch in weitere Start-ups investiert. Ich sehe das Investieren in junge innovative Start-ups als einen Bereich der uns als FIEGE Logistik viele Vorteile bringt – nicht nur als Investor und Kunde, sondern besonders durch Synergien und Lerneffekte, die auf beiden Seiten entstehen. Das ist ein Thema, das wir entsprechend weiter ausbauen wollen. Hierzu haben wir ein Venture-Capital-Fonds gegründet, um neue Investitionen und Beteiligungen an Start-ups zu bündeln und diese dann auch professioneller begleiten und unterstützen zu können. Zusätzlich entwickeln wir auch eigene Start-ups, hierfür haben wir den Bereich Company Building geschaffen.
Für uns sind Start-ups von Interesse, die unser Kerngeschäft optimieren oder ergänzen. Das kann durch Automatisierungslösungen erfolgen. Ein weiteres spannendes Feld ist der Bereich E-Commerce und hier insbesondere die Marktplatz-Ökonomie. Hier haben wir uns zuletzt an einem Start-up beteiligt, das unseren Kunden enorme Mehrwerte bieten kann durch mehr Sichtbarkeit auf den wichtigsten Online-Marktplätzen.
Das sind sehr spannende Entwicklungen. Eine letzte Frage noch: REMONDIS ist als neuer Investor bei Westphalia DataLab eingestiegen. Was erhofft sich die FIEGE Logistik durch den neuen Investor?
Wir begrüßen es absolut, dass REMONDIS als Investor mit eingestiegen ist. Ich sehe da in erster Linie neue und noch größere Wachstumschancen am Markt für das Westphalia DataLab. Durch die Beteiligung von REMONDIS wird es neue Ansätze und neue Impulse geben, allein bedingt durch die unterschiedlichen Anwendungsfelder. Darüber hinaus ist REMONDIS schon lange Kunde des Westphalia DataLabs und ich denke, dass die Zusammenarbeit hier in Zukunft noch weiter ausgebaut wird. FIEGE hat von Anfang an unterstützt, dass sich das Westphalia DataLab immer weiterentwickelt. Dazu gehört insbesondere auch, dass neue Partner mit an Bord genommen werden. Am Ende sollte das Ziel immer sein, dass sich das Westphalia DataLab als eine höchst erfolgreiche Firma auf dem Markt etablieren kann und wird. In diesem Sinne: Je mehr Partner das unterstützen, desto besser.
Perfekt, damit sind alle Fragen beantwortet. Vielen, vielen Dank für deine Zeit und das tolle Gespräch!
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